Studie Fraud in ERP-Systemen (4/4) – Maßnahmen zur Fraud-Aufdeckung und Zukunftsausblick

Im letzten der Teil der Serie geht es um die Maßnahmen, welche aktuell von Unternehmen ergriffen werden, um Fraud im Unternehmen gezielt vorzubeugen und zu bekämpfen. Daneben soll ein Ausblick gegeben werden, wie die Fraud-Bekämpfung in Zukunft aussehen könnte. 

In vorherigen Teilen konnte dargestellt werden, dass Fraud ein gängiges Problem in Unternehmen ist. Es stellt sich nun die Frage, wie Unternehmen konkret bei der Fraud-Bekämpfung vorgehen. Vor diesem Hintergrund wurden die Teilnehmer gefragt, welche Maßnahmen zur Vermeidung von Betrug in ihrem Unternehmen eingesetzt werden. Die Befragten konnten dabei mehrere Instrumente nennen. Die Ergebnisse zeigen, dass der Fokus der Fraud-Bekämpfung primär auf klassischen kontrollierenden Maßnahmen fußt. So nannte eine Vielzahl der Teilnehmer, dass ihr Unternehmen beispielsweise das 4-Augen Prinzip (80%), Rollenkonzept (59%) oder Mitarbeiterschulungen (56%) einsetzt. Ein geringfügiger Teil der Teilnehmer (3%) gab an, dass ihr Unternehmen aktuell keine konkreten Maßnahmen zur Betrugsbekämpfung einsetzt. 

Aktuelle Maßnahmen zur Fraud-Bekämpfung

Aktuelle Maßnahmen, die von Unternehmen genutzt werden, können ein guter Ansatzpunkt zur Fraud-Bekämpfung sein, weißen allerdings Schwachstellen hinsichtlich der Geschwindigkeit und Genauigkeit der Betrugsaufdeckung auf. Vor diesem Hintergrund ist ein Ausblick auf zukünftige Trends, welche zur Realisierung einer vollautomatisierten Fraud-Bekämpfung beitragen könnten, empfehlenswert. Dabei sind insbesondere Software-Lösungen zu nennen, welche auf Basis maschinellen Lernens und künstlicher Intelligenz Betrugsszenarien in Echtzeit und mit hoher Genauigkeit aufdecken könnten. Entsprechend zu Intrusion-Detection-Systemen im IT-Security-Bereich, die live den Netzwerkverkehr oder die Login-Versuche von Usern an IT-Systemen überwachen, werden zukünftige Fraud-Detection-Systeme die im System verbuchten geschäftlichen Transaktionen überwachen. Die Überwachung wird dabei über einen multimodalen Ansatz durch das Zusammenschließen von Machine Learning und Algorithmen der Künstlichen Intelligenz ermöglicht und durch Erklärungen (explainable AI) sowie einem Human-in-the-loop-Ansatz ergänzt. 

Abschließend kann gesagt werden, dass klassische Maßnahmen ein guter Ansatzpunkt zur Fraud-Bekämpfung sein können. Eine Auseinandersetzung mit zukünftigen Trends ist allerdings empfehlenswert, um Betrugsfälle schneller und effizienter aufdecken zu können. Mit dem heutigen Teil endet die Serie zur Studie Fraud in ERP-Systemen. Falls Sie an weitreichenderen Informationen der Studie interessiert sind oder offene Fragen haben, können Sie gerne mit unserer wissenschaftlichen Mitarbeiterin Anna Fuchs in Kontakt treten. 

Kontakt: a.fuchs@uni-wuerzburg.de

Studie Fraud in ERP-Systemen (3/4) – Fraud-Arten und -Aufdeckung

Da Betrug in verschiedenen Formen auftreten kann, wird sich der heutige Teil der Miniserie auf die verschiedenen Arten und Formen von Betrugsvorfällen konzentrieren. Darüber hinaus wird veranschaulicht, wie Betrugsvorfälle in Unternehmen typischerweise erkannt werden und in welchem Zeitrahmen eine solche Erkennung stattfindet.

Betrugsvorfälle sind nicht identisch, sondern können in unterschiedlichen Formen und Varianten auftreten. Vor diesem Hintergrund ist es für Unternehmen wichtig, zwischen verschiedenen Betrugsarten unterscheiden zu können, insbesondere um diese frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Im Rahmen der Studie wurden durch Befragungen die verbreitetsten Arten von Betrug identifiziert. Besonders häufig wurden der Diebstahl von Material aus dem Unternehmen, manipulierte Reisekostenabrechnungen oder Datendiebstahl genannt. Weitere häufig genannte Betrugsarten sind zum Beispiel gefälschte Rechnungen oder der Diebstahl von IT- oder Telekommunikationsgeräten.

Häufige Fraud-Arten

Nachdem gezeigt wurde, dass Fraud auf verschiedene Arten auftreten kann, stellt sich nun die Frage, wie Unternehmen Fraud-Vorfälle üblicherweise erkennen. Vor diesem Hintergrund wurden die Teilnehmer der Studie nach den gängigsten Maßnahmen zur Betrugsaufdeckung in ihrem Unternehmen befragt. Häufig genannte Arten waren z.B. routinemäßige interne Prüfungen (28%), interne (25%) und externe (13%) Hinweise oder Revisionen (13%). Gleichzeitig stellte sich die Frage, wie schnell diese Maßnahmen zur Betrugsaufdeckung beitragen. Daher wurden die Teilnehmer auch nach dem Zeitrahmen gefragt, in dem Betrugsvorfälle in ihrem Unternehmen typischerweise entdeckt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass nur ein kleiner Bruchteil der Betrugsaktivitäten in Echtzeit entdeckt wird. Die eigentliche Aufdeckung findet regelmäßig erst im Nachhinein statt, zum Beispiel am Monats- oder Jahresende.

Zeitrahmen und Arten der Fraud-Aufdeckung

Nachdem im heutigen Teil die Arten und die Erkennung von Betrugsvorfällen vorgestellt wurden, geht es nächste Woche mit den konkreten Maßnahmen zur Betrugsbekämpfung weiter. Neben den aktuellen Maßnahmen, die von Unternehmen zur Betrugserkennung eingesetzt werden, wird auch ein Ausblick gegeben, wie die Betrugsbekämpfung in Zukunft aussehen könnte.

Wenn Sie allgemeine Fragen zur Studie haben oder sich für die spezifischen Ergebnisse interessieren, können Sie gerne unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Anna Fuchs kontaktieren.

Kontakt: a.fuchs@uni-wuerzburg.de

Studie Fraud in ERP-Systemen (2/4) – Die Verdächtigten und Betroffenen

Nachdem im letzten Beitrag eine Einführung in die Studie stattfand, sollen heute die ersten Erkenntnisse der Untersuchungen dargestellt werden. Vor diesem Hintergrund stehen im heutigen Beitrag die Verdächtigten und Betroffenen von Fraud-Vorfällen im Mittelpunkt. Eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik ist wichtig, da die Einleitung vorbeugender Maßnahmen stark davon abhängig ist, wo und durch wen unternehmensinterne Fraud-Vorfälle verursacht werden. 

Um ein besseres Bild von den Verursachern von Fraud-Vorfällen zu erhalten, wurden die Teilnehmenden im Zuge der Studie gefragt, auf welcher Hierarchiestufe sie Fraud am ehesten vermuten. Dabei konnten die Befragten aus einer Liste verschiedener Hierarchieebenen eine Mehrfachauswahl treffen oder in einem freien Feld eine Hierarchiestufe ergänzen. Die Ergebnisse zeigen, dass prinzipiell auf jeder Ebene Betrugsvorfälle vermutet werden. Besonders häufig wird dabei die Ebene der Mitarbeiter (80%) und des Managements (59%) genannt. Allerdings werden daneben auch Teamleiter (30%) oder die Geschäftsführung (16%) als Verursacher von Fraud vermutet. 

Fraud – Die Verdächtigten

Nachdem im vorherigen Abschnitt die Verursacher von Fraud-Vorfällen untersucht wurden, stellt sich nun die Frage, welche Bereiche besonders häufig von Fraud betroffen sind. Vor diesem Hintergrund wurden die Teilnehmenden der Studie befragt, welche Bereiche ihres Unternehmens bereits konkrete Ziele von Betrugsangriffen waren. Laut Angaben der Studienteilnehmer sind insbesondere das Rechnungswesen (21%), der Vertrieb (21%) und der Einkauf (15%) von Fraud-Vorfällen betroffen. Daneben wurden allerdings auch weitere Bereiche wie beispielsweise die Logistik (11%) oder die IT-Abteilung (8%) genannt. Insgesamt stellt sich heraus, dass bestimmte Bereiche zwar häufiger von Betrugsangriffen betroffen sind, allerdings kein Bereich gänzlich von Fraud-Vorfällen verschont bleibt. 

Fraud – Die betroffenen Bereiche

Während im Beitrag dieser Woche die Verdächtigten und betroffenen Bereiche von Betrugsvorfällen beleuchtet wurden, werden im Beitrag der nächsten Woche die verschiedenen Arten von Fraud und deren Aufdeckungsmöglichkeiten thematisiert. Falls Sie generelle Fragen zur Studie haben oder an den konkreten Ergebnissen interessiert sind, können Sie sich gerne an unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Anna Fuchs wenden. 

Kontakt: a.fuchs@uni-wuerzburg.de

Studie Fraud in ERP-Systemen (1/4) – Motivation und Vorstellung der Studie

In den vergangenen Wochen hat der Lehrstuhl für BWL und Wirtschaftsinformatik eine Studie zum Thema Fraud in ERP-Systemen durchgeführt, deren Ergebnisse nun vorliegen. Vor diesem Hintergrund werden in den nächsten vier Wochen spannende Einblicke zu den verschiedenen Erkenntnissen aus der Studie auf der Projektwebseite veröffentlicht. Im heutigen Beitrag stehen die Motivation und allgemeine Vorstellung der Studie im Vordergrund, ehe in den nächsten Teil konkrete Erkenntnisse dargestellt werden. 

Der Begriff Fraud, welcher das Ausnutzen einer Beschäftigung zur persönlichen Bereicherung durch den bewussten Missbrauch der Ressourcen oder des Kapitals einer Organisation bezeichnet, ist in den letzten Jahren im Unternehmenskontext immer relevanter geworden. Insbesondere Informationssysteme von Unternehmen fallen Fraud zum Opfer. Ein Blick auf konkrete Zahlen veranschaulicht die Problematik. So liegen die durch Cyberkriminalität entstandenen Schäden in Deutschland nahe am dreistelligen Millionenbereich. Daneben wird laut des jährlichen Reports der Association of Certfied Fraud Examiners der jährliche Verlust eines Unternehmens durch Fraud auf ca. 5% des Jahresumsatzes geschätzt. Statistiken wie diese illustrieren die Notwendigkeit der intensiven Auseinandersetzung mit Betrugsvorfällen im Unternehmenskontext. Die Studie “Fraud in ERP-Systemen“ des Lehrstuhls für BWL und Wirtschaftsinformatik will in diesem Zuge Unternehmen über die Arten und Gefahren von Fraud in ERP-Systemen aufklären und aktuelle Maßnahmen zur Fraud-Bekämpfung darstellen. 

Nachdem die Motivation zur Durchführung der Studie offengelegt wurde, soll nun ein Blick auf die Methodik der Studie geworfen werden. Die Ergebnisse der Studie basieren auf einer Onlinebefragung mittels eines Fragebogens. Dabei wurden zwischen Januar 2020 und Dezember 2020 insgesamt 61 Unternehmensmitglieder verschiedener Wirtschaftszweige und Unternehmensgrößen befragt mit dem Ziel, ein besseres Verständnis zur aktuellen Situation von Fraud in betriebswirtschaftlichen Informationssoftware, vorzugsweise ERP-Systemen, zu erhalten. Daher sollten die Teilnehmer der Studie (1) umfassende Kenntnisse über die im Unternehmen eingesetzten Informationssysteme haben oder (2) in ihrem Beruf für die Daten- und IT-Sicherheit im Unternehmen verantwortlich sein. Mit 36% repräsentieren Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern den größten Teil der Studie und rund ein Drittel der Befragten arbeitet in einem Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro jährlich. Daneben nahmen an der Umfrage hauptsächlich Geschäftsführer (26%) und Führungskräfte einer Fachabteilung (25%) teil. Schließlich ist ein Großteil der Befragten der Studie im Dienstleistungssektor aktiv (59%) und der Großteil Unternehmen befindet sich in der IT-Branche (41%). 

Nachdem im heutigen Teil der Serie die Motivation und Methodik der Studie betrachtet wurde, sollen in den nächsten Teilen konkrete Ergebnisse der Studie dargestellt werden. Im Beitrag der nächsten Woche soll es dabei insbesondere um die Verdächtigten und Betroffenen von Fraud-Vorfällen gehen. 

Falls Sie Fragen zur Studie haben oder an den konkreten Ergebnissen interessiert sind, können Sie sich gerne an unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Anna Fuchs wenden.  Kontakt: a.fuchs@uni-wuerzburg.de